Montag, 7. April

Teammitglieder: Sabine Hildebrandt (Kapitänin), Regine Hall-Papachristopoulos, Kathrin Hohn-Hein,

Katja Schäfer, Ingrid Sonnabend und Miriam Wieck.

Am Morgen des ersten Turniertages versammelten wir uns in der Hotellobby vom Mitsis Galini in der

wunderschönen, zwischen Meer und Bergen gelegenen mittelgriechischen Küstenstadt Kamena

Vourla, wo die meisten von uns schon in den Tagen zuvor eingetroffen waren. Wir besprachen die

Startaufstellungen und Teamkapitänin Sabine gab dabei unser Wettkampfziel vor. Es lautete: Ein Platz

in den Top 5!

Im Anschluss an die Registration und das erste offizielle Gruppenfoto hatten wir Gelegenheit, den

Turniersaal zu inspizieren, der in einem Nebengebäude des Hotels gelegen und durch einen

Spaziergang vorbei an der Badelandschaft auf dem Innenhof zu erreichen war. In dem großzügig

geschnittenen, hohen und hellen Raum war bereits eine feierliche Atmosphäre auszumachen, und wir

hatten den Eindruck, es besser getroffen zu haben als die Offenen Nationalmannschaften, für die ein

wenig stimmungsvoller und schlecht belüfteter Konferenzsaal im Hauptgebäude vorgesehen war.

Insgesamt nahmen 15 Frauenteams an der WBGF Backgammon Teams Championship teil. Ungarn,

Dänemark, USA, Japan, Gibraltar und Georgien waren unsere Vorrundengegner. Zum Auftakt hatten

wir aufgrund eines Freiloses spielfrei, so dass wir erst um 15 Uhr starteten. Katja, Kathrin und Miriam

legten einen gemeinschaftlichen Fehlstart aufs Parkett und übergaben nach einem 0:3 gegen Ungarn

den Staffelstab an Ingrid, Regine und Sabine, die den Misserfolg mit einem 3:0 gegen Dänemark

umgehend wieder ausbügelten. Ingrid beendete ihr Match gegen Pia Jeppesen nach wenigen Minuten

mit 11:0.

Nach dem Abendessen, das im Hotel oder in einem der zahlreichen Restaurants an der Promenade

eingenommen werden konnte, wartete um 22 Uhr Titelverteidigerin USA auf uns. Während die

Amerikanerin an Brett 2 die Partie gegen Katja nach einer Weile für sich entscheiden konnte, lieferten

sich die beiden Außenposten noch nervenaufreibende Duelle. Beim Stand von 1:5 auf 11 nahm Miriam

– den Appell von Teamberater Torsten Lux, immer in Chancen zu denken, im Ohr – einen 4er-Würfel

an, als sie sich in einer zwar wenig erfolgversprechenden, nicht aber gänzlich hoffnungslosen Position

befand. Sie überlebte die Attacke der Gegnerin und eilte, befeuert von zwei Viererpäschen, ins Bear-

Off, bei dem sie ihre Kontrahentin bald überholte. Nichtsdestotrotz nahm die Amerikanerin ohne

Umschweife den 8er-Cube entgegen – würfelte jedoch den benötigten Pasch nicht mehr. Der Spielstand

drehte sich auf 9:5. Der nun verfolgte Spielplan, das Match mit einem ungedoppelten Gammon

nachhause zu bringen, klappte zweimal nicht, und Miriams Führung schrumpfte auf 9:8. Dann aber lief

es nach Plan, und das Spiel endete 11:8. Wenig später verlor Ingrid ihr bis zuletzt spannendes Match

an Brett 1. Deutschland und USA trennten sich somit 1:2.

Dienstag, 8. April

Ausgeruht und motiviert trafen wir am nächsten Vormittag auf Japan. Ingrid und Sabine gewannen ihre

Matche souverän, während sich an Brett 3 ein zäher Zweikampf entfaltete, der beide Rivalinnen in

Zeitnot stürzte. Als Miriam sich nach einer halben Ewigkeit glücklicherweise durchsetzen konnte, hatte

die nächste Runde gegen Gibraltar bereits begonnen. Kathrin steckte ihre Gegnerin binnen kurzer Zeit

locker mit 11:2 in die Tasche, während das Spiel an Brett 3 für Deutschland verloren ging. An Brett 2

musste Sabine starke Nerven beweisen: Aus offensichtlich wachsender Unkonzentriertheit heraus

baute ihre Gegnerin immer wieder falsche Spielzüge ein, die im Anschluss korrigiert werden mussten.

Als Sabine sich schon auf Erfolgskurs befand, drohte ein heilloses Chaos zu entstehen. Die Gibraltarerin

verlor schließlich auf Zeit.

Als nächstes trafen wir auf den berühmt-berüchtigten und gefürchteten Vorjahresgegner Georgien.

Miriam gewann 11:2 und freute sich, auch einmal eine Partie zügig abschließen zu können. Regine

verlor, nachdem sie sich noch einmal ins Spiel zurückgekämpft hatte, an Brett 1, sodass es in der Mitte

zum Showdown kam. Beim Stand von 9:9 auf 11 sah es lange danach aus, dass Katja ihre von einem

großen Fanclub umgebene Gegnerin bezwingen würde; dann jedoch drehte sich der Wind und

Deutschland verlor 1:2.

Mit drei gewonnenen und drei verlorenen Partien erklärten wir uns für ausgeschieden. Halbherzig

dadurch getröstet, zumindest besser als im Vorjahr abgeschnitten zu haben, zogen wir unserer Wege.

Immerhin war die Offene Nationalmannschaft noch im Spiel und wir würden am Abend Zeit haben, ihr

beim Viertelfinale gegen Dänemark die Daumen zu drücken. Dann aber ploppte um 19:58 Uhr plötzlich

eine Nachricht von Kathrin in unserer WhatsApp-Gruppe auf: Wir hatten zu früh getrauert und es doch

in die Playoffs geschafft! Um 21:30 Uhr wartete England auf uns. Wie sich herausstellte, teilten wir uns

nach der Vorrunde mit mehreren Teams den dritten Platz, verfügten aber mit insgesamt 12

gewonnenen Matches mit einem Punkt Abstand vor Georgien (11 gewonnene Matches) über das beste

Punkteverhältnis.

Hatte tagsüber noch einigermaßen Remmidemmi im Turniersaal geherrscht, war es nun nach dem

Abendessen fast mucksmäuschenstill. In konzentrierter Atmosphäre spielten Ingrid, Miriam und Sabine

das Playoff gegen die Engländerinnen. Spannung und Siegeswille lag auf beiden Seiten in der Luft.

Sabine ging 9:0 in Führung, verlor jedoch infolge einer späten, aber erfolgreichen Aufholjagd ihrer

Gegnerin 9:11. Ingrid und kurz darauf auch Miriam gewannen ihre Partien. Damit hatten wir das

Halbfinale erreicht! In der Hotelbar feierten wir die unverhoffte glückliche Wendung und den

erfolgreichen Abschluss des Tages. Ein paar Männer gesellten sich zu uns, waren aber nicht in

Feierlaune: Das Nationalteam hatte das Viertelfinale gegen Dänemark zeitgleich 1:4 verloren.

Mittwoch, 8. April

Das 13-Punkte-Halbfinale USA vs. Deutschland war für Mittwochmittag 12:30 Uhr angesetzt. Wir sahen

auch die Chance einer Revanche für die verloren gegangene Vorrundenbegegnung gekommen und

gingen hochmotiviert ans Werk. Ingrid gewann an Brett 1, während sich Sabine an Brett 3 nicht

durchsetzen konnte. Miriam gelang es an Brett 2, einen früh aufgebauten soliden Vorsprung bis zum

Ende durchzuboxen. Damit standen wir tatsächlich im Finale! Allerdings blieb uns nur wenig Zeit, die

Geschehnisse zu realisieren. Um 16 Uhr – keine 50 Minuten später – stand schon das Endspiel gegen

Norwegen an, das als Siegerteam aus der Halbfinalbegegnung gegen Rumänien hervorgegangen war.

USA und Rumänien bestritten somit das Spiel um Platz Drei.

Im 15-Punkte-Finale gegen die drei bärenstarken Norwegerinnen Martha Gjelseth, Hanna Thorsen und

Marianne Husum gelang es weder Ingrid noch Miriam noch Kathrin, einen Gewinn einzufahren. Wir

verloren 0:3, und Norwegen wurde verdient Weltmeisterin. Hanna Thorsen erhielt mit sechs

gewonnenen Spielen zusätzlich den Preis für die beste Spielerin des Turniers. Rumänien erreichte den

dritten Platz.

Als Teamkolleginnen haben wir von Anbeginn bei allen Spielen mitgefiebert und die vielen Aufs und

Abs gemeinsam durchlebt. Mit der Siegerehrung am Mittwochabend gingen drei turbulente

Turniertage mit einem Wahnsinnserfolg – der noch 24 Stunden zuvor kurzzeitig in unerreichbare Ferne

gerückt zu sein schien – zu Ende. Während manche am nächsten Tag wieder abreisen mussten, blieben

die meisten von uns noch vor Ort, nahmen am Greek Grand Prix teil oder erkundeten die Region. Es

war eine tolle Zeit!